Texte für einen Infoflyer des Bundesverband Trans* e. V., der Ärzt*innen und Therapeuth*innen über die neue S3-Richtlinie zu Transgeschlechtlichkeit informiert. Gestaltung: Pudelskern.
SCHON GEWUSST?
Informationen zur neuen Leitlinie „Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit: S3-Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung. AWMF-Registernr. 138/001“
AKTUELLE ENTWICKLUNGEN IN DER TRANS* GESUNDHEITSVERSORGUNG
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Sichtbarkeit von transgeschlechtlichen Lebensweisen verbessert, diskriminierende politische Regelungen werden überarbeitet. Seit 2018 haben sich auch die medizinischen Rahmenbedingungen verändert:
• Am 09.10.2018 wurde die AWMF S3-Leitlinie „Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans Gesundheit: Diagnostik, Beratung, Behandlung“ veröffentlicht. Im Gegensatz zu den „Standards der Behandlung und Begutachtung von Transsexuellen“ von 1997 und den Behandlungsrichtlinien des MDS von 2009 gibt die Leitlinie evidenzbasierte Behandlungsempfehlungen auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse.
• Im Juni 2018 wurde die 11. Version der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-11) der Weltgesundheitsorganisation veröffentlicht. Transgeschlechtlichkeit wird hier als „Geschlechtsinkongruenz“ erfasst und nicht mehr als psychische Krankheit verortet.
Was heißt trans*?
Wir verwenden den Begriff trans* oder transgeschlechtlich für alle Menschen, die sich nicht oder nicht nur mit dem Geschlecht identifizieren, dass ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Wir sprechen damit Menschen an, die sich dem Gegengeschlecht, einem anderen, keinem oder mehreren Geschlechtern zugehörig fühlen.
DIE NEUE LEITLINIE – DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Hintergrund
Grundlage der aktuellen Leitlinie ist eine Sichtung aktueller internationaler Forschungsergebnisse zu Behandlungserfahrungen. Aus insgesamt 5437 gesichteten Studien wurden 448 relevante Forschungsarbeiten berücksichtig. Neben 13 Fachgesellschaften, Berufs- und Interessenverbänden war die Bundesvereinigung Trans* als Vertretung der Behandlungssuchenden an der Erarbeitung beteiligt. Weitere Informationen zur Methodik finden Sie im Leitlinienreport.
Zielgruppe
Die Leitlinie bezieht sich auf erwachsene trans* Personen, die aufgrund einer Geschlechtsdysphorie medizinische Hilfe suchen. Eine weitere Leitlinie zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen ist in Arbeit.
Diagnostik
Eine Geschlechtsdysphorie kann von Psychotherapeut_innen oder Psychiater_innen in der Regel innerhalb weniger Sitzungen diagnostiziert werden, z. B. im Rahmen einer Probatorik. Die Diagnose kann auf einem akuten Leiden am Geschlechtskörper beruhen oder auf dem zu erwartenden Leiden (bei fehlender Behandlung). Alltagserfahrungen in der „neuen“ Geschlechterrolle sind keine Bedingung für die Diagnosestellung.
Psychotherapie und Beratung
Psychosoziale Unterstützung, Beratung oder Psychotherapie sollen bei Bedarf angeboten und ermöglicht werden. Es besteht jedoch keine Verpflichtung, solche Angebote wahrzunehmen. Begleitende psychische Störungen sollten parallel behandelt werden, sie sind kein grundlegendes Hindernis zur Behandlung einer Geschlechtsdysphorie.
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